Leben und Wirken von Hans Peter Royer

Ein Jahr vor seinem Sterben schrieb Hans Peter Royer die folgenden Sätze:
„Dieses Jahr ist ein Jubiläumsjahr für Hannelore (meine Ehefrau) und mich, wir feiern unsere Silberne Hochzeit. Viel zu schnell vergingen die Jahre, so vieles ist geschehen. Es bleibt kaum Zeit zu reflektieren und zurückzublicken. Die Ereignisse scheinen nie abzubrechen, manchmal scheint es zu schnell und zu turbulent.
Aber – es ist unser Leben, und ich glaube, wir könnten gar nicht anders. Wir sagen es oft, wie überreich wir uns beschenkt fühlen – von Gott und von Menschen. Unser Herz ist erfüllt von Dankbarkeit, wenn wir an unsere drei Kinder denken, unser Zuhause, unsere Gesundheit und vor allem für Freundschaften und die vielen konstruktiven Beziehungen zu lieben Menschen.“

Hans Peter fuhr mit der Frage fort: „Was habe ich gelernt die letzten Jahre? Dass ich ohne meine Frau Hannelore nur die Hälfte bin, ohne meine einzigartigen Mitarbeiter nur ein Bruchteil und ohne den Herrn Jesus gar nichts! Dass ich nicht mehr um Anerkennung kämpfen muss, weil ich weiß, dass ich von Gott absolut angenommen und geliebt bin. Ich entdecke Schwierigkeiten zunehmend als Gelegenheiten und habe ein wenig gelernt, meine Sorgen durch Gebet zu ersetzen. Ich erkenne mich zunehmend als Lernender und nicht als Wissender, was sehr befreiend ist.“

„Wir möchten uns bedanken für alle Liebe und Korrektur, für alles Unterstützen und Verständnis, die wir von so vielen von euch über die Jahre erfahren haben. Wir möchten uns auch entschuldigen, wo wir gewissen Erwartungen nicht entsprechen konnten. So trauen wir uns voller Erwartung weiterzugehen im Wissen, dass Christus in uns lebt, und weil ihr auf dem Weg zur ewigen Heimat neben uns geht. Der gute Gott segne euch! Euer Hans Peter.“

Hans Peter wurde am 24. April 1962 in Schladming in der Steiermark geboren, wo er zur Schule ging und später eine Lehre als Kfz-Mechaniker machte. Bereits in seiner Kindheit zog es Hans Peter in die Berge, und als junger Teenager arbeitete er während der Sommerferien als Kuh- und Schafhirte auf einer Alm. Es gab dort nur ihn und eine ältere Frau – die Sennerin Pauline. Somit verbrachte er bereits als junger Bub oftmals viele Stunden alleine in den Bergen. Er gewann dort seine Liebe zu den Bergen und machte bereits als 11-Jähriger seine ersten Klettertouren.

Nach dem Abschluss seiner Lehre als Kfz-Mechaniker erfüllte er die in Österreich üblichen acht Monate Wehrdienst. Die Liebe zu den Bergen ließ ihn jedoch nie los, und so entschloss er sich, eine neun Jahre dauernde Laufbahn als Skilehrer und Bergführer zu beginnen. Als Skilehrer arbeitete er später hauptsächlich in seiner Heimat Österreich, aber auch in den USA und in Australien.

Im Juli 1987 heirateten Hannelore und Hans Peter und in den darauffolgenden Jahren bereicherten drei Kinder Lucas, Lisa und Eva-Maria das Leben des Ehepaars. 1986 gründete Hans Peter mit seinem Freund, einem Bergführerkollegen, den „Abenteuerclub Dachstein“ in Ramsau/Österreich, wo sie im Sommer Berg- und Abenteuerprogramme durchführten. Er hatte sich schon immer gewünscht, einmal einen „christlichen Abenteuerclub“ zu leiten.

Im Jahr 1988 verunglückte der Gründer und Direktor des Tauernhofs in Schladming, Gernot Kunzelmann, der das Freizeithaus der Fackelträger 1964 gegründet hatte. Da die Freizeitarbeit und der Verkündigungsdienst am Tauernhof sehr stark mit sportlichen Betätigungen verbunden waren, bat man Hans Peter damals, die sportlichen Bereiche zu koordinieren und durchzuführen. Um uns auf diesen Dienst vorzubereiten, ging das Ehepaar Royer im Jahr 1989 zusammen nach England in das Fackelträgerzentrum Capernwray Hall und besuchte dort gemeinsam die Kurzbibelschule. Anschließend begann Hans Peter im Dezember 1989 seine Arbeit am Tauernhof, wo er im Mai 1991 gebeten wurde, die Leitung und Direktion des Freizeithauses zu übernehmen.
Hans Peter hatte also nie Theologie studiert und war nie an einer Fakultät eingeschrieben – er war sozusagen kein „Studierter“. Natürlich suchte er immer das intensive Gespräch mit Theologen, war stets interessiert an allen Möglichkeiten, neue geistliche Anregungen zu gewinnen und theologische Fragen mit für ihn interessanten Gesprächspartnern bis zur Klärung durchzudiskutieren. In seinem unmittelbaren Studium der Schrift und in seiner eingehenden Vorbereitung seiner Predigt- und Lehrtätigkeit gewann er umso tiefere persönliche Erkenntnisse – seine theologische Ausbildung fand also in seinem Studierzimmer zu Hause und im Tauernhof statt, was er nie als Nachteil empfand: „So bleibt mir der Einfluss von all den verschiedenen Lehren und Richtungen erspart“, sagte er oft.

Aber wie begann dieser Weg bei ihm? Als er 14 Jahre alt war, verstand er durch die von Gottlieb Royer geleitete Jugendarbeit in Ramsau am Dachstein zum ersten Mal, was es heißt, ein Christ zu werden und Christ zu sein. Schon damals fing er an, seine Bibel regelmäßig zu lesen, Kindergottesdienst zu halten und Jugendstunden zu leiten. Am Anfang seiner Skilehrerzeit waren ihm allerdings viele andere Dinge wichtiger geworden als sein Herr Jesus Christus. In seiner Verkündigung veranschaulichte er Gottes Liebe und Gnade immer wieder mit dem Hinweis auf diese Jahre, in denen er selbst eigene Wege gehen wollte. Aber Gott war treu und zeigte Hans Peter, dass es sich lohnt und ausschließlich lohnt, ganz mit ihm durchs Leben zu gehen.
Die Arbeit am Tauernhof hielt ihn auf Trab. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie so viel gearbeitet und intensiv gelernt und studiert wie dort. Neben seiner Arbeit am Tauernhof selbst übernahm Hans Peter auch sehr viele Reisedienste und predigte und unterrichtete in verschiedenen Ländern. In Deutschland war er ein ganz besonders gefragter und gern gehörter Verkündiger und Evangelist auf vielfältigen Großveranstaltungen und Konferenzen.

Hans Peter war aber auch ein Mann der Praxis – so hatte sein Vater ihn erzogen. Wenn er etwas machte, musste es auch funktionieren. Wenn er beispielsweise ein Auto reparierte, musste es später auch anspringen und einwandfrei fahren. Dasselbe galt auch für sein Glaubensleben. Schöne Worte oder große Dinge als solche imponierten ihm nicht – es musste funktionieren. Als er anfing, die Bibel zu lesen, erkannte er, dass alles, was Jesus gesagt hat, tatsächlich stimmt und „funktioniert“.

Jesus hat im Johannesevangelium einmal gesagt: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater“ (Johannes 14,12). Ungefähr 10 Jahre lang hatte genau das im Leben von Hans Peter nicht „funktioniert“ – nicht etwa, weil Gott in seinem Wort gelogen hätte, sondern weil Hans Peter sein Wort nicht ernst genommen hatte. Er las zwar regelmäßig in der Bibel, aber was darin geschrieben stand, hatte in seinem Leben keine Auswirkung. Durch gläubige Freunde und die Gnade Gottes lernte er jedoch mit der Zeit, Gott beim Wort zu nehmen und seiner Zusage zu vertrauen.

Das Wunderbare war: Als er anfing, seinen Herrn Jesus Christus und dessen Wort ernst zu nehmen, „funktionierte“ es auch. Es geschahen Dinge, die ursächlich nichts mit ihm zu tun hatten und die menschlich nicht erklärbar waren. So verkündigte er vor Tausenden Menschen das Evangelium, obwohl er kein ausgebildeter Pfarrer oder studierter Theologe war. Er schrieb Bücher, die noch heute vielen Menschen Anregung und Hilfe zum Glauben sind.

Angesichts all der wunderbaren Erfahrungen, die er machen durfte, sagte Hans Peter immer wieder: „Am spannendsten ist und bleibt jedoch das Leben mit dem auferstandenen Christus!“ Rückblickend auf sein Leben kann man nur sagen, dass es allein Gottes Gnade war, die ihn getragen hat. Er hätte sich weder gewünscht noch erträumt, einmal dahin zu kommen und da zu sein, wo er dann sein und wirken durfte. Er stellte sich dankbar dem Herrn Jesus zur Verfügung und empfand es als seine Pflicht und sein Vorrecht, die Wahrheit zu leben und zu predigen, um dann einen Schritt zurückzutreten und Gott zuzusehen, wie er wirkte.

Von seiner Frau Hannelore im Vorwort des Buches „Was mir am Herzen liegt“.